Das Gelöbnis


Außer den im gesamten Hunsrückgebiet geübten Sitten und Gebräuchen konnte für Alterkülz nur das Gelöbnis als Besonderheit herausgefunden werden. Um eine schlimme Viehseuche zu beenden, gelobte man, einen dritten Oster- und Pfingsttag zu feiern, also an diesen Tagen keine Arbeit zu verrichten. — Die Nachforschungen bei den ältcsten Einwohnern des Dorfes gaben keine Auskunft, wann diese Viehseuche stattgefunden hatte. Einer gab das 16. Jh. an. Einer erzählte, sein Großvater, der etwa 1820 geboren war, habe immer gesagt, damals sei im ganzen Dorf von allem Vieh nur noch eine Geiß übriggeblieben. Die Leute aus der Nachbargemeinde Laubach hätten Milch an die Grenze der Gemarkung gebracht, damit die kleinen Kinder ernährt werden konnten. Interessant ist, daß im benachbarten Biebertal diese Seuche zur gleichen Zeit geherrscht haben muß, denn dort hatte man gelobt, an Samstagen keinen Mist mehr ins Feld zu fahren.

Der Fund eines Almosenbuches im Kirchenarchiv, in dem seit 1851 ein Veterinär-Almosen erhoben wurde, schien einen Hinweis auf den Zeitpunkt zu geben. Doch es stellte sich heraus, daß mit dem Almosen an den Gelöbnistagen eine Art von Viehversicherungskasse ins Leben gerufen wurde, aus der bei Notschlachtungen ein Zuschuß gezahlt wurde. Und die ältesten Einwohner meinten, es müsse früher gewesen sein, sonst hät­ten ihre Großeltern ja Genaueres gewußt.

Ein Fund im Hunsrückarchiv scheint Licht in die Angelegenheit zu bringen. In dem Aktenstück ist zwar keine Rede von einem Gelöbnis, doch scheint der ungefähre Zeitpunkt der herrschenden Seuche aus dem Schreiben hervorzugehen.

Philip Märg, der Bürgermeister von Alterkülz, schreibt nämlich eigenhändig ein Rezept oder besser gesagt Maßnahmen zur Bekämpfung der Seuche ab, wie sie vom Zweibrückischen Amt Castellaun empfohlen wurden. Im ersten Satz heißt es nämlich ". . die jetzo grasirende Seuche . . ." und damit dürfte die schlimme Viehseuche gemeint sein, die nicht nur in Alterkülz sondern auch in anderen Dörfern des Amtes das Vieh dahinraffte und zu den obenerwähnten Gelöbnissen führte.

Es handelte sich um eine fiebrige Erkrankung, die ihren Ursprung im "dritten Teil des Magens oder Mannigfalt" (das ist der Blättermagen) hatte. Vom Aderlaß über Heilmittel aus der Apotheke bis zu greifbaren herstellbaren Hausmitteln ist hier alles auf­gezählt.


 

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