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Rhein-Hunsrück-Zeitung vom 20.12.2003,

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Alfons Günnewig führt ab sofort Stahlbau Petry

53 Arbeitsplätze sind gesichert - Bieberner Dachdeckerbetrieb übernimmt ehemaligen Auftraggeber - Alterkülzer Unternehmen blickt mit Optimismus in die Zukunft

Für eine erfolgreiche Sanierung steht der Fall Petry in Alterkülz, auch wenn die vier insolventen Firmen liquidiert werden: Mehr als die Hälfte der Arbeitsplätze blieben erhalten. Unter neuer Regie blickt Stahlbau Petry optimistisch in die Zukunft.

ALTERKÜLZ. In den letzten Zügen liegt die 71 Jahre alte Petry Stahlbau GmbH in Alterkülz. Nur in der Wortfolge unterscheidet sich der Name des neuen Unternehmens, das vor wenigen Tagen gegründet wurde: Die Stahlbau Petry GmbH profitiert so vom guten Ruf ihrer Vorläuferin. Sie übernahm auch die Betriebsstätte und den größten Teil der Fahrzeuge und des Personals - statt einst 90 Beschäftigte stehen noch 53 auf der Lohnliste.

Geändert hat sich aber die Führung: Hauptgesellschafter sind die Eheleute Günnewig aus Biebern, die sich schon mit einer 20-köpfigen Belegschaft im Dach- und Fassadenbau betätigen. Lange war die Günnewig GmbH Subunternehmer von Petry. "Wäre mit Petry unser wichtigster Auftraggeber weggebrochen, hätte dies auch uns zu Entlassungen gezwungen", begründet Evelyn Günnewig den "großen Schritt".

Allerdings bleiben die beiden Firmen eigenständig und unterhalten getrennte Betriebsstätten, erläutert die Ortsbürgermeisterin von Biebern. Bei Petry im Alterkülz hält ihr Ehemann Alfons Günnewig die Fäden in der Hand und teilt sich die Geschäftsführung mit Hans-Jürgen Stemann, der schon vorher diesen Posten innehatte - und wie Uwe Petry, Sohn des früheren Chefs Rolf Petry und heute technischer Betriebsleiter, an der GmbH beteiligt ist.

Mit einem Maschinenbau- Studium will der jüngere Günnewig-Sohn Christian, Dachdeckermeister, das Rüstzeug erwerben, um später ebenfalls ins Stahlbau-Unternehmen einzusteigen, in dem Tochter Claudia bereits für die Finanzbuchhaltung zuständig ist. Vornehmlich um das Bedachungsgeschäft kümmern sich Evelyn Günnewig und ihr ältester Sohn Mario, ebenfalls Dachdeckermeister. Angesichts der vielen gemeinsamen Aufträge sehen die Günnewigs erhebliche Synergieeffekte. Mit Ausnahme des Krandienstes vertritt die neue Firma alle Sparten der traditionsreichen alten.

Vorbereitet wurde die Übernahme durch Insolvenzverwalter Dr. Hans-Gert Dhonau aus Bad Sobernheim. Dessen Tenor: "Jede Insolvenz bietet auch eine Chance zum Neubeginn." Sobald sich Ansätze zur betriebswirtschaftlichen Aufarbeitung von Ursachen der Insolvenz bieten, schaltet er entsprechende Sanierungsexperten ein - auch diesmal, wie schon so oft, den auf solche Fälle spezialisierten Betriebswirt Egon Schmitz aus Bacharach. Die ersten Eindrücke, seinerzeit bereits vom Rechtsanwalt angedeutet, erhärteten sich bald: Ein im Kern gesundes Unternehmen hatte offensichtlich den Anschluss an die aktuellen Entwicklungen in der Stahlbau-Architektur verpasst - und im Vertrauen auf eine gleich bleibende Nachfrage weitere Vertriebsanstrengungen unterlassen.

"Der Baumarkt verzeiht solche Managementfehler nicht", resümiert der Justizrat. Üblicherweise zählen zu den ersten Maßnahmen einer Sanierung schmerzhafte Personaleinsparungen. "Nur mit einem schlanken Apparat lässt sich das Unternehmen wieder zum Laufen bringen", betont Alfons Günnewig, der jetzt insgesamt sechs Auszubildende, je drei Dachdecker und Stahlbauer, unter seinen Fittichen hat. Immerhin wurden die meisten Arbeitsplätze erhalten, was der Stahlbau Petry GmbH das in der Branche geschätzte Know-how sicherte, insbesondere im Planungs- und Ingenieurwesen.

Vertriebsspezialisten verschafften ihr - gestützt auf den renommierten Namen Petry - schnell ein zukunftsfähiges Auftragspolster; die Sanierung hatte gegriffen. Jetzt arbeiten die neuen Eigentümer an einer dauerhaft tragenden Ausrichtung, um eine Erfolgsstory schreiben zu können. Indessen befasst sich Dhonau mit der Abwicklung der vier Gesellschaften Petry Stahlbau GmbH, Petry Transport und Kranverleih GmbH, Petry Baumontage GmbH und Petry Besitz- und Verwaltungsgesellschaft bR, für die allesamt am 1. Oktober das Insolvenzverfahren eröffnet wurde. Karsten Schultheiß


Die neue Führungscrew der Stahlbau Petry: Alfons und Claudia Günnewig sowie Hans-Jürgen Stemann (von links).


Auch in Zukunft sollen in den Alterkülzer Werkshallen weiter die Funken sprühen: 53 Mitarbeiter stehen bei der neu gegründeten Stahlbau Petry in Lohn und Brot. Hauptgesellschafter sind die Eheleute Günnewig aus Biebern.  Fotos: Ernst-Peter Strauch


Rhein-Hunsrück-Zeitung vom 20.12.2003, Seite 11.

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