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Rhein-Hunsrück-Zeitung vom 28.04.2005

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Bei Gerhild Weiss schließt sich der Kreis

Am 30. April geht die Alterkülzer Pfarrerin in den Ruhestand: "Ein Staunen, dass die Zeit so schnell vorüber ging" - Im Hunsrück Wurzeln geschlagen

14 Jahre war sie Pfarrerin in Alterkülz. Nun heißt es Abschied nehmen. Am 30. April wird Gerhild Weiss von ihrer Gemeinde, zu der neben Alterkülz auch Hasselbach und Michelbach gehören, mit einem Gottesdienst in den Ruhestand verabschiedet. Am 15. Dezember 1991 war sie als Seelsorgerin in der Hunsrücker Gemeinde eingeführt worden.

ALTERKÜLZ. "Ich kann noch gar nicht glauben, dass das schon 14 Jahre her sein soll", meint Gerhild Weiss schmunzelnd. Derzeit ist sie dabei, das Pfarrhaus auszuräumen, damit dann im Mai der Umzug in die neue Wohnung nach Bacharach erfolgen kann. Und sie blickt zurück mit gemischten Gefühlen. "Da ist ein Staunen, dass die Zeit so schnell vorüber ging. Und es ist ein Gefühl der Dankbarkeit da, weil es sehr schön war, hier in Alterkülz zu arbeiten und zu leben", meint sie.

Alterkülz, das ist die kleinste Kirchengemeinde im Kirchenkreis Simmern-Trarbach mit eigenem Pfarramt, aber auch eine Gemeinde mit zahlreichen Aktivitäten, angefangen von der Krabbelgruppe über den Kindergottesdienst, die Konfirmandengruppen bis hin zu drei Frauenhilfen. "Es ist eine sehr lebendige Gemeinde", betont die scheidende Pfarrerin. Auch darum habe es Spaß gemacht, in den drei Dörfern als Seelsorgerin tätig zu sein.

Bis Gerhild Weiss nach Alterkülz kam, war sie viel in der Welt unterwegs. Gemeinsam mit ihrem Mann und ihrem Sohn, der ebenfalls Pfarrer ist, war sie ab 1977 für dreieinhalb Jahre in Sambia, wo Peter Weiss für die Gossener Mission in Lusaka tätig war. Eine aufregende Zeit, wie sie heute im Rückblick meint. Das Land war durch die Befreiungskriege in den Nachbarstaaten geprägt.

Es folgten fünf Jahre im Westerwald, wo Peter Weiss Gemeindepfarrer in Gebhardshain wurde. Und dieses Amt gemeinsam mit seiner Frau ausübte. 1985 ging es dann wieder ins Ausland. Das Pfarrerehepaar wechselte nach Neu-Delhi in die dortige deutschsprachige Gemeinde in Indien, Nepal und Bangladesh. Anfang der 90er Jahre bewarb sich Peter Weiss für die Leitungsstelle des Evangelischen Erwachsenenbildungswerks in Simmern. Bei einem Urlaub im Hunsrück gab es dann ein Gespräch mit dem damaligen Superintendenten, der darauf hinwies, dass in Alterkülz die Pfarrstelle frei wird. "Es war schon ein Wunsch von mir, eine eigene Pfarrstelle zu erhalten", meint Gerhild Weiss. Sie bewarb sich und wurde gewählt. Nach Afrika, dem Westerwald und Indien nun der Hunsrück. "Und wir haben hier Wurzeln geschlagen", betont die Pfarrerin. Auch dies ein Grund, warum sie in der Region bleiben wird. Schon vor 20 Jahren habe ihr Mann den Wunsch gehabt, einmal am Rhein zu leben. "Nun geht dieser Traum in Erfüllung", freut sie sich. Und ist auch froh darüber, dadurch den Kontakt zu ihrer Gemeinde halten zu können.

Derzeit heißt es, überall Abschied zu nehmen. Die letzte Konfirmation, das letzte Mal Frauenhilfe und Presbyterium. Und auch hier schließt sich mancher Kreis. So wurde der erste Junge, der von ihr 1992 getauft wurde, nun im April von ihr konfirmiert.

Die Nachfolge ist geregelt. Alterkülz ist zukünftig mit der evangelischen Kirchengemeinde Neuerkirch-Biebern pfarramtlich verbunden, Pfarrerin Bärbel Deutsch wurde bereits vom Presbyterium in Alterkülz gewählt und wird im Juni eingeführt. "Wir haben die Neustruktur im Vorfeld lange besprochen und alles vorbereitet", betont Pfarrerin Weiss. Dies auch im Rahmen der Diskussion über die Gemeindekonzeption von Alterkülz. "Ich wurde im Vorfeld oft gefragt, warum wir diesen Prozess noch angegangen sind", meint sie. "Doch es war richtig. Denn so wurde bei den Menschen in den drei Dörfern ein besonderes Bewusstsein für die Kirchengemeinde geweckt, auf das nun weiter aufgebaut werden kann", ist sie sich sicher.   Dieter Junker

 Verabschiedung von Pfarrerin Gerhild Weiss am Samstag, 30. April, um 15 Uhr in der evangelischen Kirche in Alterkülz. Anschließend ist ein Empfang im kommunalen Gemeindehaus


Von Sambia über Indien nach Alterkülz: 14 Jahre lang war Gerhild Weiss als Seelsorgerin in Alterkülz tätig: "Eine schöne Zeit, für die ich dankbar bin."   Foto: Dieter Junker


Rhein-Hunsrück-Zeitung vom 28.04.2005, Seite 11.

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